Neuer Friedhof - Höchenschwander Sagenpfad
Sage Das Geisterbäumle am Schorebord
Es war während der düsteren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Hunger, Pest und die Schwedenplage überzogen das Land. Plündernd suchten die feindlichen Heere nach etwas Essbarem im ausgebluteten Hauensteiner Land. So kamen sie auch in das Dorf Höchenschwand. Es waren an die dreißig schwer bewaffneten Soldaten, die eine Kanone hinter sich herzogen. Stellung bezogen sie auf dem Gewann „Schoren“, wo jetzt der Höchenschwander Friedhof ist. Der „Schorenbord“ war früher einmal die Grenze zwischen dem Machtbereich des kaiserlichen Waldvogts in Waldshut und des Klosters St. Blasien.
Jeder Spaziergänger geht entlang der alten Grenze, wenn man den heutigen „Sonnenweg“ läuft. Die schwedischen Soldaten waren ein großes Problem für die Bevölkerung, die sich, abgesehen von Mistgabeln, Äxten und Dreschflegeln, kaum verteidigen konnten. Ohne Hilfe hatten die Bauern keine Chance gegen die gut ausgebildeten feindlichen Soldaten. Hilfe musste herbei und das schnell!
So wurde eine Abordnung in das schon stark beschädigte Waldshut geschickt, um beim Waldvogt um Unterstützung zu bitten. Der Waldvogt jedoch wollte erstmal wissen, wo genau die Schweden stationiert seien. Die Bauern antworteten ihm wahrheitsgemäß: „auf dem Schorenbord“. Schnell holte der Waldvogt eine Karte hervor und sagte den Bauern, dass der Schorenbord nicht zu seinem Herrschaftsgebiet gehöre, sondern St. Blasier Land sei. Er könnte ihnen nicht helfen, sie müssten zum St. Blasier Abt gehen.
Die Bauern liefen eiligst zum St. Blasier Abt. Er besaß zum Schutz des Klosters eine kleine berittene Einheit, die bei Ihm unter Sold stand. Der Abt fragte gleichermaßen nach der Stellung der Schweden. Als ihm mitgeteilt wurde, wo die Schweden lagerten, lehnte auch er die Hilfe ab, mit der Begründung, dass der Schorenbord ihn nichts angehe und schickte die Bauern wieder zurück zum österreichischen Waldvogt. Der Abt wie auch der Waldvogt wollten ihre Soldaten schonen, da die Schweden direkt auf der Grenze standen.
Die Bauern gingen niedergeschlagen und hoffnungslos nach Hause. Die ersten Kanonenkugeln waren bereits in die Häuser eingeschlagen. äuser eingeschlagen. Hhhhhhhh
Plötzlich kam ein aufgeregter Bursche durchs Dorf gerannt und verkündete, dass am Schluchsee eine Garnison kaiserlicher Kavallerie liegt. Eiligst liefen die Bauern über den Blasiwald an den See. Der Hauptmann sagte ohne Murren seine Hilfe zu. Es kam zu einem fürchterlichen Gemetzel und alle Schweden kamen ums Leben. Sie wurden an Ort und Stelle ohne Begräbnis an der alten Steinmauer begraben.
Im Laufe der Zeit wuchs an diesem Ort eine große Tanne. Bis heute sagt mancher Spätheimkehrer, dass er des Nachts am „Geisterbäumle“ die Schreie der gefallenen Schweden höre und dass es dort spuken solle. Die Tanne existiert heute leider nicht mehr. Aber der Name „am Geisterbäumle“ ist geblieben.
Beschreibung
Kaum vorstellbar, dass hier an dieser Stelle, mit dem herrlichen Alpenpanorama und der Fernsicht, einmal eine Schlacht stattgefunden hat. Tatsächlich besetzten die Schweden zwischen 1612 und 1628 immer wieder das Hauensteiner Land, also die Region zwischen den Flüssen Wehra, Schwarza, Rhein und der Stadt St. Blasien. Gleichsam kam es öfters zu Unstimmigkeiten zwischen dem Kloster St. Blasien, dem Vorderösterreichischem Waldvogt und den sogenannten Einungsmeistern.
Die Bevölkerung im Hauensteiner Land genoss einen unvergleichlichen Sonderstatus. Sie wurde bei der Besiedelung des Schwarzwalds mit verschiedenen Rechten gelockt, um sich überhaupt hier im düsteren Urwald niederzulassen. Diese damals zugesagten Rechte konnten sich die Hauensteiner bis ins 19. Jahrhundert erhalten.
Die Hauensteiner organisierten sich in acht sogenannte Einungen und wählten frei und ohne Beachtung von Status und Stellung aus ihrer Mitte jeweils einen Einungsmeister. Der Einungsmeister agierte in seiner Einung als Bürgermeister, Notar, Richter, im Kriegsfall als Hauptmann und zog die Steuern ein.
Darüber hinaus wählten die Einungsmeister aus ihren Reihen einen Redmann. Der Redmann hatte einen Sitz bei den vorderösterreichischen Landständen, einer Art Parlament, und vertrat gegenüber dem Adel und dem Klerus die Belange der Hauensteiner Bevölkerung. Von 1371 bis 1806 war dieses System gültig und zählte somit zu den ältesten demokratischen Wurzeln in Deutschland. Die Hauensteiner erhielten von allen Habsburger Monarchen per Freiheitsbrief ihre Rechte bestätigt und hielten dadurch immer treu zu Österreich.
Jedoch musste die Bevölkerung ihre Rechte immer wieder gegen innere und äußere Einflüsse verteidigen, besonders gegen regionale Adelige und die Klöster Säckingen und St. Blasien. Diese versuchten stets, den Hauensteinern ihre Rechte abzuringen und sie wie sonst üblich zu „Leibeigenen“ zu machen. Es kam immer wieder zu Unruhen und Aufständen. Der Höhepunkt dieser Unruhen gipfelte ab 1721 in den „Salpetererunruhen“. 1745 konnte sodann ein Kompromiss geschlossen werden. Die Bevölkerung konnte sich für 100.000 Gulden von jeglicher persönlichen Verfügungsbefugnis freikaufen. Einige aufrührerische Hauensteiner, die sogenannten Salpeterer, wollten sich mit dem Vergleich nicht abspeisen lassen und revoltierten weiter. 1748 mussten dann 124 Menschen ihre Heimat verlassen und wurden in den Banat nach Rumänien verbannt.
Als die Region 1806 Badisch wurde und die Hauensteiner dann doch ihre Rechte verloren, kam es zu weiteren Unruhen, die jedoch durch brachiale Strafen und öffentliche Denunziation der Einheimischen durch die Badische Regierung unterbunden wurde. Die Kultur und der Geist der Hauensteiner wurde verleumdet, verboten und schließlich gebrochen. So wissen viele in der Region nichts vom Freiheitskampf ihrer Vorfahren und der Einzigartigkeit der Geschichte ihrer Heimat.
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