Wie die Wintermonate im Südschwarzwald früher waren...

Erinnerungen an meterhohe Schneewände

12.01.2023: Es ist schon fast Mitte Januar und noch hatte dieser Winter kaum mehr zu bieten, als ein paar wenige Flocken, die leider schon nach wenigen Tagen wieder dahingeschmolzen waren. Das Rosendorf Nöggenschwiel liegt auf einer Höhe von rund 800 Metern und damit oft knapp an der Schneefallgrenze. Doch vor gut 50 Jahren sah das noch ganz anders aus. Unsere liebe Kollegin, Heidi Hilpert aus der Tourist-Info Weilheim-Nöggenschwiel, hat sich mit dem Ehepaar Lucia & Fridolin Bächle, beide fast 90 Jahre alt, über die schneereichen Wintermonate anno dazumal unterhalten und verrät außerdem einige ihrer ganz persönlichen Wintererinnerungen aus der Kindheit.

„Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit?" Wer kennt nicht dieses Kinderlied. Aktuell wird dieses alte Lied wieder öfters geträllert, da ja sehr viele auf den ersehnten Schnee warten. Endlich wieder Skifahren, Schneeschuhlaufen oder Rodeln gehen – man kann es kaum erwarten.  Ist es dann endlich soweit und der Schnee bedeckt die grauen Felder und die Straßen, hört man die Leute aber auch schon stöhnen. Denn man muss ja morgens früher aufstehen, um den Gehweg frei zu schippen und das Auto muss vom Schnee befreit werden, bevor es zu Arbeit geht. 
Sind die Straßen bis 6.00 Uhr in der Früh nicht geräumt, wird kräftig auf den Winterdienst geschimpft. Dabei ist es gar nicht so einfach die Straßen frei zu halten. Zu viele Autos und Lastwagen sind heutzutage auf den Straßen unterwegs. Viele verzichten auf Winterreifen und verursachen so zusätzliches Chaos und das ist mit ein Grund, warum die Straßen blockiert sind und der Winterdienst nicht seine Arbeit verrichten kann.

 

Doch wir jammern da heute auf sehr hohem Niveau, denn frühere Generationen können sich noch gut daran erinnern, wie das mit dem Schnee in alten Zeiten war - die berüchtigten Wintermonate im Schwarzwald... Lucia und Fridolin Bächle, beide fast 90 Jahre alt, haben mir ein bisschen aus der Zeit erzählt, als beide noch jung waren. 

Schwelgen in schneeweißen Erinnerungen... Lucia und Fridolin Bächle aus Weilheim. 

Schwelgen in schneeweißen Erinnerungen... Lucia und Fridolin Bächle aus Weilheim. 

In früheren Jahren gab es ja viel mehr Schnee als heute. Viele Orte waren über die Wintermonate von der Außenwelt abgeschnitten. Hohe Schneewände säumten die Wege, sofern diese überhaupt frei gemacht werden konnten. Hatte im Ort ein Bewohner ein Ochsen- oder Pferdegespann, wurde einmal am Tag ein Weg mit einem Holzpflug gebahnt. War kein Gespann vor Ort, mussten die Bewohner mit eigener Muskelkraft einen Weg freischaufeln, damit man den Ort überhaupt zu Fuß erreichen oder verlassen konnte. 

 

Und wie kamen die Leute damals zur Arbeit oder zur Schule? Lucia und Fridolin berichten aus ihrer Jugend...

Wenn der Schnee von den großen Dächern der Häuser gerutscht ist, musste oftmals die Haustür freigeschaufelt werden.

Wenn der Schnee von den großen Dächern der Häuser gerutscht ist, musste oftmals die Haustür freigeschaufelt werden.

Lucia Bächle ging auf eine Schule am Hochrhein. Im Winter kam kein Bus bis zu ihrem Heimatort durch. So musste sie schon frühmorgens loslaufen, um die nächste Bushaltestelle pünktlich zu erreichen. Über zwei Stunden war sie am Morgen und am Abend unterwegs. Die Mädels im Tal haben sich lustig über sie gemacht, weil sie „hohe Schuhe“, also Stiefel trug. Aber mit normalen Schuhen hätte sie den Weg durch den Schnee niemals geschafft. 
 

Auch Fridolin Bächle machte sich täglich zu Fuß auf den Weg zur Arbeit. Er arbeitete beim Forstamt und musste zum Höchenschwander Berg. Da gab es weder Bus noch sonstige Fahrzeuge, die ihn hinfuhren. Jeden Tag ist er diesen Weg gelaufen – Sommer wie Winter. 


Ist damals jemand krank geworden und ein Arzt wurde benötigt, so kam dieser, wenn man Glück hatte, mit Skiern angefahren. Manchmal kam der Arzt aber auch gar nicht durch - heute unvorstellbar. 

Einkaufstress – das kannte man früher nicht. Die Leute ernährten sich von den Dingen, die sie selbst auf Feld und Garten anbauten, im Sommer und Herbst ernteten, einmachten und lagerten. Dies musste bis zur Schneeschmelze ausreichen.


Auch wenn die Winter früher strenger waren, die Kinder genossen das Rodeln oder Skifahren genauso wie die Kinder heute. Nur blieb man damals in seinem Heimatort, vergnügte sich dort und die Ausrüstung war natürlich auch nicht vergleichbar. So lernten z.B. viele Kinder das Skifahren auf den viel zu großen, lose angeschnallten Skiern der Eltern. Spaß gemacht hat's trotzdem!

 

Ich persönlich erinnere mich noch genau daran, dass bei uns Kindern früher kein Gedanke daran verschwendet wurde, ob die Straßen nun frei von Schnee und Eis waren. Nein, noch während ich in der Schule saß und zusah wie die ersten Flocken die Wiesen und Felder zudeckten, machte ich mir Gedanken, ob der Schnee am Nachmittag schon ausreichen würde, um mit den Freundinnen auf Schlitten oder Skiern den Berg runter zu sausen. 

Auf dem Schulhof fanden Schneeballschlachten statt und wir Mädchen fürchteten uns davor, von den Jungs „eingeseift“ zu werden.  Schnell wurden daheim die Hausaufgaben erledigt und dann ging es raus in den Schnee. War das ein Spaß!

 

Wenn es anfing zu dämmern und die Hosen und Socken durchnässt waren, gingen wir Kinder glücklich und zufrieden nach Hause.  Auch wenn das „Hornigeln“ -  so nennen wir hier dieses kribbelnde Gefühl, das jeder kennt, wenn sich eiskalte Hände und Füße wieder ganz langsam aufwärmen - nicht immer angenehm war.

Wir wünschen uns heute viel mehr Schnee, als wir in den letzten Jahren hatten. Natürlich gibt es auch heute noch immer wieder schneereiche Phasen in der Region, aber es wäre auch wirklich schön, wenn wir vom November bis Februar eine schöne Winterlandschaft genießen könnten - ganz besonders für diejenigen, die den Wintersport lieben. 

 

Aber sind wir doch ehrlich – die meisten wünschen sich zwar Schnee, aber wenn möglich ohne am Morgen Schnee zu schippen oder das Auto frei zu schaufeln und ohne Verkehrschaos zur Arbeit zu kommen. Doch das lässt sich bei einem richtigen Winter nicht vermeiden. Vielleicht sollten wir beim nächsten Schneetreiben einen Gang zurückschalten und den Winter einfach genießen!

 

Deine Heidi Hilpert, Tourist-Info Weilheim-Nöggenschwiel

Schneereiche Tage im Januar 2021 in Weilheim-Nöggenschwiel im Südschwarzwald

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