Dreherhäusleweiher - Höchenschwander Sagenpfad
Sage: Die Nixe vom Dreherhäusleweiher
Vor langer Zeit standen hier um den Dreherhäusleweiher einige alte Höfe und sogar eine alte Mühle. In einem dieser Höfe lebten eine Magd und ein Knecht, die unsterblich ineinander verliebt waren. Da sie jedoch Leibeigene waren, durften sie ohne die Zustimmung des Bauern nicht heiraten.
So ging das Liebespaar zum Bauern und bat um die Hochzeit. Jedoch wollte er nicht, dass die beiden sich vermählten und hatte anderes im Sinn. Der Bauer hatte einen dümmlichen Sohn und hätte die Magd gerne als seine Schwiegertochter und Bäuerin auf dem Hof gesehen. Andererseits wollte er den fleißigen Knecht nicht verlieren und hätte ihn gerne als Vorarbeiter seiner Mühle. Der Knecht und der Bauer gerieten in einen heftigen Streit, der dazu führte, dass der Knecht schnaubend die Tür zuschlug und weg ging. Er fasste in dieser Nacht den Entschluss, sich als Flößer auf dem Rhein zu verdingen. Zu dieser Zeit waren Flößer sehr gesucht. Sollte ihm bei diesem gefährlichen Beruf nichts passieren, könnte er viel Geld verdienen und käme reich aus Holland zurück.
Nach einer letzten Liebesnacht verabschiedete sich der Knecht und ging davon. Dem Bauern war es Recht, da nun sein dümmlicher Sohn wohl bessere Chancen bei der Magd hätte und lies ihn ziehen. Doch die Magd gab den Avancen des Bauernsohns nicht nach, ihr Herz gehörte einem anderen.
Mit der Zeit merkte die Magd, dass unter ihrem Herzen neues Leben begann zu wachsen. Sie war schwanger und erwartete ein Kind. Viele durchweinte Nächte folgten. Niemand durfte wissen, dass sie ein Kind bekommen würde, solange der Vater nicht da war. Sie wartete jeden Tag sehnsüchtig auf die Heimkunft des Knechts. Sie wurde immer verzweifelter und sah für sich und ihr ungeborenes Kind keine Zukunft mehr.
Eines Nachts lief sie zum Dreherhäusleweiher, band sich einen Stein ans Bein und wollte ihrem Leben im kalten dunklen Wasser ein Ende setzen. Plötzlich sah sie eine Nixe aus dem See herausschauen. Die Nixe kam aus dem Wasser und setzte sich zu ihr auf einen großen Stein. Sie tröstete die traurige Magd und sagte ihr, dass in zwei Tagen ihr ersehnter Knecht wiederkäme. Die Magd machte sich auf den Heimweg. Sie hielt die Geschichte am nächsten Tag für einen Traum. Doch es half ihr, neuen Mut zu fassen und sie beschloss, die Tage abzuwarten. Und tatsächlich, die Nixe hatte recht! Zwei Tage später kam ihr Geliebter mit einem großen Sack voll Münzen heim und kaufte sich und seine Geliebte frei. Sie erwarben ein Stück Land, bauten einen kleinen Hof und lebten glücklich und bescheiden bis an ihr Lebensende.
In früherer Zeit suchten viele den Rat der weißen Nixe. Wenn du nur lang genug aufs Wasser schaust oder sie rufst, vielleicht kommt sie heraus?
Beschreibung
Hier inmitten ausgedehnter Wälder standen bis vor knapp 150 Jahren einige Höfe und in früherer Zeit sogar eine eigenständige Ortschaft mit einer Mühle. 1305 wird im Habsburger Urbar erstmals von den „Ladebacher Höfen“ gesprochen. Nach 1562 wird der Name Ladebach durchs „Draierhüsle“ ersetzt. „Draier“ ist das alemannische Wort für Drechseln. Dies ist ein Indiz dafür, dass der Dreherhäusleweiher der Stauweiher für eine Sägemühle war. Ob nun der See natürlichen Ursprungs ist und mit der Gletschermoräne zu tun haben könnte, ob er früher größer war oder ob er von Menschenhand geschaffen wurde, kann nicht nachgewiesen werden. Der Weiher und die Brücke am Dreherhäusle waren früher von strategischer Bedeutung. Die Brücke war der einzige Weg, der in früherer Zeit ins Schwarzatal und zur Burg Tombrugg führte.
1886 wurde das Dreherhäusle abgebrochen und in Höchenschwand hinter der Kirche wiederaufgebaut. Es wird berichtet, dass die Bewohner des Dreherhäusles in strengen Wintern monatelang den Hof nicht verlassen konnten. Zuletzt betrieben die Familien Kaiser und Zumkeller die letzten drei Hofstätten. Bis heute hat die Familie Kaiser in Höchenschwand den Haus- und Beinamen „s´Hüslebure“.
Mit Beginn des Tourismus und des Kurwesens in Höchenschwand Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der alte Weiher kurzerhand zum Badesee umfunktioniert. Zusätzlich wurde auf der Ostflanke des Labacherberges eine Skisprungschanze errichtet. So war im Sommer wie im Winter immer Betrieb um den malerischen Weiher. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die alten Äcker und Wiesen aufgeforstet und lediglich der Weiher weist heute noch auf den alten Hof hin.
Überall auf dem Höchenschwander Berg und im Schwarzatal findet man noch alte Mauerreste und Hinweise auf ehemalige Hofstätten, wie die Überreste der Neumühle im Aubachtal oder des oberen Muggenlochhofs. Ebenfalls finden sich überall alte Feldumfriedungen und alte nichtheimische Nutzpflanzen, die ebenfalls auf alte Gärten hinweisen. Der eine oder andere heutige Wanderweg war früher der einzige Pfad zwischen den Höfen und den Dörfern und vielleicht sind der Knecht und die Magd wirklich die Gründer eines dieser Aussiedlerhöfe inmitten des Urwaldes.
Kontakt
Adresse
Dreherhäusleweiher
79862 Höchenschwand