Eisloch - Höchenschwander Sagenpfad
Sage: Die Fee vom Eisloch
Vor langer Zeit ging der Sohn des Drechslers vom Dreherhäusle im Hochsommer zum Holz machen. Das Heu hatte er bereits zuvor geerntet. Damit man im Winter etwas zu tun und eine warme Stube hatte, musste noch Holz geschlagen werden. So ging er also mit Säge und Axt in den Wald. Er machte sich ans Werk und suchte sich einen geeigneten Baum aus. Urplötzlich hörte er einen entsetzlichen Schrei! Er warf die Säge beiseite, nahm seine Axt und lief los, um nach dem Ursprung des Schreis zu suchen. Nach einigen Schritten sah fand er eine wunderschöne Frau vor, die sich mit ihrem goldenen Haar an einem Zweig verfangen hatte. Neben ihr stand eine große Wildsau, die sie bedrohlich ansah. Der Drechslersohn nahm seine Axt und vertrieb damit die Sau. Vorsichtig löste er die blonden Haare aus dem Geäst. Währenddessen bemerkte er einen Kuss auf seiner Wange. Die hübsche Frau sagte zu ihm, dass sie ihm zum Dank leider nichts anderes geben könne. Danach verschwand sie spurlos. Der junge Mann wusste nicht wie ihm geschah, es ging alles so schnell. War das gerade wirklich passiert? Doch dann sah er eine blonde Strähne, die immer noch am Ast hing. Er nahm sie vorsichtig ab und packte sie sorgsam ein.
Noch tief in Gedanken lief er zurück in Richtung seiner Werkzeuge, stolperte und fiel unglücklicherweise auf das rostige Sägeblatt. Er blutete stark und band die Wunde sofort mit einem Taschentuch ab. Er dachte sich nicht viel dabei und arbeitete weiter, bis sein Werk vollendet war.
In der Nacht darauf entzündete sich die Wunde und er bekam hohes Fieber. Das Fieber hielt tagelang an. Sogar der Medikus aus St. Blasien wurde gerufen, doch keine seiner Tinkturen konnte ihm helfen. Der Medikus meinte, man könne nur noch mit Eis sein Fieber senken. Doch woher bekommt man im Hochsommer Eis…
In der darauffolgenden Nacht erschien dem Drechsler im Traum eine bildschöne Frau. Er hielt sie für den Todesengel. Sie aber sagte ihm, dass sie ihm nur helfen wolle, so wie er ihr geholfen habe. Nun erkannte er die Frau aus dem Wald. Er nahm einen Eimer und eine Laterne und folgte ihr. Sie führte ihn tief in den Wald und blieb an einem großen Stein stehen. Sie hob ihn auf und legte ihn wieder beiseite. Der Drechslersohn staunte nicht schlecht, da der Stein größer war als das heimatliche Mühlrad! Darunter kam eine kleine Grotte hervor, voll mit Eiskristallen.
Er erwachte am nächsten Morgen. Das Fieber war weg und um seine Wunde ein neuer Verband angelegt. Neben dem Bett stand ein Eimer voll mit Wasser. Er eilte sofort zu der Stelle im Wald. Und tatsächlich: die Eisgrotte war immer noch da. Die gute Fee hatte ihm sein Leben gerettet! Doch außer der Strähne und dem Eisloch blieb ihm nichts von ihr und er sah sie nie wieder.
Beschreibung
Schau mal in das Loch vor dir und strecke deine Hand hinein. Du wirst merken, dass es dort tatsächlich sehr viel kälter ist und meist das ganze Jahr über Eis enthalten ist. Bei dem Eisloch handelt es sich um ein seltenes Naturwunder und einen sehr alten Zeitzeugen. Das Eisloch und die Gletschermoräne oberhalb haben die gleiche Entstehungsgeschichte. Beide entstanden durch die letzte Eiszeit, die vor knapp 12.000 Jahren endete. Der ganze Schwarzwald war damals von einem 1.000 km2 großen Gletscher bedeckt. Dieser Gletscher wurde durch reichliche Niederschläge immer dicker und dicker. Die Eismassen kamen bergab immer wieder ins Rutschen und nahmen dabei Steine, Sand und Erde mit. So gruben sie über Jahrtausende Mulden und Täler in die Landschaft. Als das Eis schmolz, blieb das herabgeschobene Geröll am unteren Rand einer solchen Gletschermulden liegen. Es bildeten sich dort sogenannte „Moränen“. In den Hohlräumen zwischen den Steinen blieb das ewige Eis isoliert erhalten. Der Eingang des Eislochs hier liegt an der Nordseite. Somit kommt niemals Sonne an. Daher bleiben Eis und Schnee auch während des Sommers im Loch liegen. Überall im Schwarzwald finden sich solche Überreste, die an die Eiszeit erinnern. Ebenfalls sind die meisten Täler, Seen und Hochmoore im Schwarzwald durch die urzeitlichen Gletscher entstanden.
Dort wo man heute wandert oder manch einer, wie der Drechslersohn, Holz schlägt, war der Wald bis vor 100 Jahren für viele neben der Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle. Die Landwirtschaft auf den kargen Schwarzwaldhöhen konnte die Bevölkerung nicht ausreichend ernähren. Viele Schwarzwälder hatten sich daher schon früher als Holzknecht, Flößer, Harzsieder oder Köhler, oder auch wie unser Drechsler, Geld dazuverdient, um ein Auskommen zu haben. Die Schwarzwälder Holzschnitzkunst fand sodann ihren Höhepunkt mit den Schwarzwälder Kuckucksuhren, die auf der ganzen Welt bekannt sind und eines der Markenzeichen der ganzen Region darstellen. Viele Kuckucksuhren sind sehr schön bemalt und verziert. Sie bestanden komplett aus Holz wie auch die Zahnräder, die die Uhr antrieben. Die Schwarzwälder stellen solche Uhren über den Winter her und verkauften sie in der ganzen Welt.
Über die Drechslerfamilie vom Dreherhäusle erfahrt ihr mehr an der nächsten Station.
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