Interview mit dem Rosenspezialisten Erich Boll aus Nöggenschwiel

Die besten Gartentipps aus dem Rosendorf

31.03.2022: Im Rosendorf "Nöggenschwiel" blühen ab Mitte Juni über 16.000 Rosenstöcke in ca. 500 (!!) verschiedenen Sorten. Doch für diese große Blütenpracht bedarf es viel Fachwissen, Geschick und Fingerspitzengefühl. Zum Glück kümmert sich in Nöggenschwiel das ganze Jahr über ein Team aus rund 60 ehrenamtlichen Helfern um die zahlreichen Rosen. Am großen Frühjahrs-Pflegetag Anfang April werden viele von ihnen wieder die fleißigen Hände anlegen. Einer davon und zudem ein absoluter Experte ist Erich Boll. Welche Tipps er für die Hobbygärtner im heimischen Rosengarten hat, hat er unserer lieben Kollegin, Heidi Hilpert aus der Tourist-Info Weilheim-Nöggenschwiel verraten:

„Welcher Rosenfreund und Gartenliebhaber kennt nicht die Situation: Die letzten Schneefelder sind verschwunden, die Sonne lacht vom Himmel und wärmt unsere Gemüter. Da juckt es jedem Rosenliebhaber in den Fingern, zur Schere zu greifen und endlich die geliebten Rosen für die kommende Saison vorzubereiten. Doch Vorsicht ist geboten! Solange die Temperaturen in den Nächten noch unter die Nullgradgrenze sinken, sollte man mit dem Rosenschnitt noch warten. Aber wann ist denn nun der richtige Zeitpunkt für den Schnitt und die Pflege von Rosen? Dazu habe ich keinen geringeren als DEN Nöggenschwieler Rosenspezialisten Erich Boll befragt: 

 

Herr Boll, wann ist denn der richtige Zeitpunkt für den Frühjahrsschnitt der Rosen? 

 

Herr Boll: Auch wenn man bei den milden Temperaturen meint, der Winter sei bereits überstanden, so rate ich mit dem Rosenschnitt lieber noch etwas abzuwarten. Die frühen Austriebe sind oft anfällig für Krankheiten und Spätfröste. Halten Sie sich an die gültigen Regeln: im März, erst wenn im Garten die Vorfrühlingsblühte von Schneeball, Forsythie und Blutjohannisbeere das Auge und die Nase erfreuen, geht der Rosenfreund an seine Lieblinge und rückt mit der Schere zu Leibe. Dabei sollten die Ziele wie Auslichten, Verjüngen und die Förderung der Blüte nicht aus den Augen gelassen werden.

Erich Boll beim Schneiden seiner Rosen im heimischen Garten.

Erich Boll beim Schneiden seiner Rosen im heimischen Garten.

Wenn dann die Zeit gekommen ist, wie sollte man an den Schnitt rangehen?

 

Herr Boll: Als erstes sollten alle Triebe, die erfroren sind, entfernt werden. Weiterhin sind die schwachen Triebe, welche im Vorjahr keine große Blütenpracht erbracht hatten, auch vollständig zu entfernen. Das gilt für alle Rosen. Diese Triebe würden auch in diesem Jahr keine schöne Blüte bringen.
Der eigentliche Schnitt hängt von der Rosenart ab. Hier gehen wir folgt vor:

 

Zwerg- und Beetrosen:

Zwerg- und Beetrosen auf fünf bis sieben Knospen pro gesunden Trieb zurückschneiden. Der Knospenabstand kann an einem Rosentrieb sehr unterschiedlich sein. Sollte dies der Fall sein, schaut ein Zweig eben mal fünf Zentimeter höher aus dem Boden als andere.

 

Strauchrosen:

Altes Holz entfernen, den Strauch in Form bringen. Alle zwei bis drei Jahre sollte ein Haupttrieb möglichst bodennah entfernt werden. Dies gilt zur Verjüngung für die bodennahen Knospen.

 

Kletterrosen:

Bei Kletterrosen sollte vorausschauend geschnitten werden. Ein bis zwei starke Hauptriebe alle zwei Jahre zwanzig Zentimeter über der Veredelung schneiden. Junge Hauptriebe in die Waagrechte fixieren und die Seitentriebe bis auf fünfzehn Zentimeter einkürzen.

 

Edelrosen:

Die Edelrosen werden am stärksten geschnitten. Man lässt drei bis fünf Triebe mit drei Knospen stehen.

 

Nun haben wir die Rosen geschnitten. Was sollte man noch weiter beachten, um eine schöne Blüte zu erhalten?

 

Herr Boll: Die Bodenpflege ist auch ein wichtiger Teil der Rosenpflege. Wichtig ist, dass man alle alten Blätter aus den Beeten und vom Rosenstrauch entfernt. Dies sollte unbedingt erfolgen, damit keine Krankheiten, die im Vorjahr die Pflanze befallen haben, in den Boden gelangen. Wäre das der Fall, würden die neuen Triebe die Sporen der Krankheiten wieder aufnehmen.

Nach dem Entfernen des alten Laubes wird der Boden aufgelockert. Sie müssen nicht umgraben, es reicht mit einer Rosengabel fünfzehn Zentimeter tief den Boden zu lockern.

Ohne Fleiß, keinen Preis: Solche prächtigen Blüten im Rosendorf sind der Verdienst von vielen ehrenamtlichen Rosenpflegern aus Nöggenschwiel.

Ohne Fleiß, keinen Preis: Solche prächtigen Blüten im Rosendorf sind der Verdienst von vielen ehrenamtlichen Rosenpflegern aus Nöggenschwiel.

Sollte man nun auch schon den Boden düngen?

 

Herr Boll: Bestandspflanzungen werden zweimal jährlich gedüngt - im März und im Juni. Frisch gepflanzte Rosen benötigen zum Anwachsen und Austreiben keinen Dünger. Ab dem zweiten Standjahr können Sie mit der Düngung wie gewöhnlich fortfahren.

 

Was empfehlen Sie zur Düngung?

 

Herr Boll: Es gibt keine bestimmte Empfehlung von Düngemittel. Wichtig ist die Zusammensetzung des Düngemittels. Wichtig ist auch das Mengenverhältnis:

Stickstoffgehalt (N) 7 bis 11%

Phosphorgehalt (P) 3 bis 4%

Kaliumgehalt (K) 4 bis 6%

 

Sollte man Rosen gegen Krankheiten wie Sternrußtau oder Mehltau / falscher Mehltau spritzen?

 

Herr Boll: Ja, auch bei uns werden die Rosen gegen Sternrußtau und Mehltau gespritzt. Allerdings verwenden wir ein Stärkungsmittel für die Rosen. Das hilft den Rosen gegen die blattschädigenden Pilze und um gut über die immer stärker werdenden Hitzeperioden zu kommen. Diese Methode ist etwas zeitintensiver, weil ab Mai bis etwa August alle 2-3 Wochen gespritzt werden muss. Aber die Rosen und die Umwelt wird es ihnen danken. Sollten Sie Rosen besitzen, die sehr krankheitsanfällig sind und Ihnen keine Freude mehr bereiten, kann ich nur empfehlen, diese durch neue widerstandsfähige Sorten zu ersetzen. Ein steigendes Umweltbewusstsein beim Kunden führte zu einem Umdenken der Züchter. Es werden bei der Züchtung keine Fungizide mehr verwendet. Diese neuen Rosensorten sind sehr resistent gegen Krankheiten. Es gibt mittlerweile viele Rosensorten mit einer extrem hohen Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten - viele davon ausgezeichnet mit dem begehrten ADR–Prädikat (ADR = Allgemeine Deutsche Rosenneuheiten Prüfung). Bei diesen Rosensorten können auf chemische Spritzmittel verzichten werden.

 

Herr Boll haben Sie sonst noch einen Tipp für unsere Rosenliebhaber?

 

Herr Boll: Jeder Rosenliebhaber sollte eine scharf-schneidende Rosenschere verwenden. Wichtig ist auch, diese regelmäßig zu schärfen und zu desinfizieren, damit beim Schnitt die Rosetriebe nicht verletzt werden. Sehr hilfreich für die Bodenbearbeitung ist eine Grabgabel mit nur zwei Zinken. 

Ich sage herzlichen Dank für Ihre ausführliche Informationen, Herr Boll. Nun hoffen wir alle auf das ideale Wetter, damit die Rosen ihre volle Pracht entfalten können und sich auch die Gäste hier im Rosendorf wieder über üppige Beete freuen können.

 

Nun möchte ich unseren Gästen zum Abschluss auch noch ein paar allgemeine Infos über das Rosendorf verraten:

 

Das Rosendorf in der FerienWelt Südschwarzwald ist einmalig in seiner Art. Der Ort liegt 720 m hoch und ist das höchstgelegene Rosendorf im Schwarzwald. Es gehört zu der Gemeinde Weilheim und liegt an den Ausläufern des Südschwarzwaldes.

Weil das Rosendorf doch etwas hoch liegt, kann der Start der Rosenblüte durchaus variieren. Aber meist fangen die Rosen so Mitte Juni an zu blühen. Dann wirst Du schon am Eingang des Ortes mit einer Farben- und Blütenpracht begrüßt. Selbst ich als Einheimischer muss immer wieder aufs Neue staunen, welche Farb- und Duftvielfalt es bei den Rosen gibt. Das ganze Dorf ist wie ein Rosenpark. 

Ein Sortimentsgarten mit über 190 verschiedenen Rosensorten dient zu wissenschaftlichen Zwecken. Das ist für viele Rosenschulen in Deutschland eine wichtige Informationsquelle. Mein Favorit ist der Rosen-Duft-Garten. Dieser Garten wird auch beleuchtet und ich setze mich gerne am Abend, wenn der Strom von Gästen vorüber ist, auf ein Bänkle und genieße ganz in Ruhe diese Pracht und den Duft für mich allein. Aber hier gibt es nicht nur die zwei Gärten - nein im ganzen Ort sind Rosenanlagen zu bewundern.

 

Der Höhepunkt für uns Einheimische sind die Rosentage. Diese finden immer am zweiten Wochenende im Juli statt und da sind fast alle Nöggenschwieler auf den Beinen. An diesem Wochenende findet z.B. ein Markt rund um die Rose statt, was ein besonderes Highlight ist. Da muss ich meinen Geldbeutel tief in die Tasche stecken, weil die Versuchung schon sehr groß ist, viele schöne Dinge zu erstehen. Verschiedene musikalische Darbietungen sorgen für Unterhaltung und ein Festumzug mit historischen Vereinen erfreuen jedes Jahr viele Hunderte Besucher. Unterschiedliche Veranstaltungen finden im jährlichen Wechsel statt.

Ein Besuch der Rosentage lohnt sich auf jeden Fall. Du wirst begeistert sein. Falls Du Fragen hast, freuen wir uns natürlich, wenn Du bei uns in der Tourist-Info am Roseneck vorbeischaust. Natürlich findest Du bei uns auch eine schöne Auswahl an Geschenkideen rund um die Rose. Na, habe ich Dich neugierig gemacht? Dann freuen wir uns auf Dein Kommen.

 

Deine Heidi Hilpert, Tourist-Info Weilheim-Nöggenschwiel

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